Ferry Porsche und Sohn Ferdinand Alexander am Porsche 911
1950: Die Rückkehr nach Stuttgart
Mit zunehmendem Erfolg des Porsche 356 wurde offensichtlich, dass das provisorische Werk in Gmünd nicht ausreicht, um einen Sportwagenbau weiter forcieren zu können. Zu mangelhaft war die technische Ausrüstung der österreichischen Fertigungsstätte und als zu schwierig erwiesen sich die Wirtschaftsbedingungen des Alpenlandes. Dass die Zukunft des Unternehmens letztendlich im Sportwagenbau liegen würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht entschieden. Zwar stimmten die ersten Verkaufserfolge des Typ 356/2 optimistisch, doch das Augenmerk des Senior-Chefs Ferdinand Porsche lag vor allem auf den Diesel-Schleppern und Wasserturbinen. Für den traditionellen Bereich der Auftrags-entwicklung erwartete er ein höheres Umsatzvolumen als mit einer eigenen Fahrzeugfertigung. Ferry Porsche hingegen glaubte an den Erfolg seiner Idee und wollte zumindest eine Serie von einigen hundert Fahr- zeugen realisieren. 1949 strebte er daher die Rückkehr des Unternehmens in die Autostadt Stuttgart an.
Da das ehemalige Porsche-Werk in der Zuffenhausener Spitalwaldstraße 2 noch immer von den Amerikanern genutzt wurde, entschied Ferry Porsche, vorläufig ein Büro und eine kleine Versuchswerkstatt in der Stuttgarter Porsche-Villa einzurichten. Die Umzugsvorbereitungen übernahm sein Schulfreund Albert Prinzing, der im November 1949 als Mitgeschäftsführer der Stuttgarter Porsche Konstruktionen GmbH eingesetzt wurde. Bei der in Stuttgart-Zuffen- hausen ansässigen Karosseriewerke Reutter & Co. GmbH mietete die Porsche GmbH zum Jahresende eine 600 Quadratmeter große Halle an und vergab an Reutter einen Fertigungs- auftrag über 500 Karosserien. “Weil Reutter mit Leichtmetall-Schweißen keine Erfahrung hatte, mussten wir das Coupé auf Stahl umstellen”, entschied Ferry Porsche.
Im März 1950 wurde der erste Porsche 356 in Stuttgart gebaut. Während sich Ferry Porsche aus Zeitgrün- den zunehmend aus der Konstruktion zurückziehen musste und Managementaufgaben über- nahm, entwickelte sich der 356 zu einem Bestseller. Die freien Kapazitäten von Reutter waren schnell erschöpft und mehrere andere Karosseriefabriken sprangen ein. “Wir hätten es uns nicht träumen lassen, dass wir schließlich mit dem Typ 356 auf eine Gesamtstückzahl von 78.000 kommen würden”, resümierte Ferry Porsche zufrieden.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für das junge Unternehmen Porsche war die frühe Exportorien- tierung. Bereits 1950 ließ Ferry Porsche die ersten Wagen nach Amerika verschiffen. Auf dem größten und wichtigsten Absatzmarkt der Welt eroberte der Porsche 356 die Herzen der Sportfahrer – und nicht zuletzt auch vieler Hollywoodstars – im Sturm.
Mit Modellen wie dem 356 Speedster traf Ferry Porsche zielsicher den Geschmack der amerikanischen Kunden, an die bereits 1955 die Hälfte der Jahresproduktion verkauft wurde. Neben dem Export war es auch Ferry Porsches Leidenschaft für den Motorsport, die zu einem Katalysator für den Erfolg der Marke wurde. Anstatt Reklame oder Werbung zu betreiben, sollten seine Sportwagen vor den Augen des Publikums durch Rennsiege für sich selbst sprechen: “Die extremen Beanspruchungen bei Rennen lassen bald die schwachen Stellen erkennen und regen damit den Techniker an, neue, bessere Wege zu suchen.”
Der Rennsport bedeutete für Ferry Porsche außerdem ständiger technischer Fortschritt, denn die dort gesammelten Erfahrungen flossen direkt in die Perfektionierung der Serienmodelle ein.
weiter (1956 - 1998)